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Präsenzunterricht im Aufwind

Eine aktuelle Umfrage des Interessensverbandes Deutscher Fahrlehrer unter Fahrerlaubnisbewerbern ergab ein klares Votum für die Beibehaltung des Präsenzunterrichts im Rahmen der theoretischen Fahrerlaubnisausbildung. Ein auch nur in Teilen ersatzweises digitales Angebot lehnten die Befragten mit deutlicher Mehrheit ab.

Dies mag wohl unter den vermutlich auch politisch gewollten aktuellen medialen Anstrengungen, im modernen Zeitalter die Digitalisierung ohne Wenn und Aber um jeden Preis voranzubringen, eher verwunderlich klingen. Verfolgt man jedoch die pädagogisch fundierte Diskussion dazu, so spiegelt sich das Ergebnis unserer aktuellen Befragung darin durchaus wider. Eine besondere Bedeutung für die Befürworter des Präsenzunterrichts besitzen die sozialen Aspekte: man trifft Gleichaltrige, nutzt diese Kontakte auch, um zum Beispiel nach dem Unterricht noch ein Bistro zu besuchen, über das „Gelernte“ zu diskutieren, eigene Erfahrungen im Straßenverkehr auszutauschen usw. Soziale Kompetenz, die für ein möglichst hohes Maß an Verkehrssicherheit unbedingt erforderlich ist, wird maßgeblich durch Lernen in der Gruppe „vor Ort“ angebahnt und nicht durch Lernen im Netz.Außerdem erfordert Präsenzunterricht eine verbindliche Einplanung von Lernzeit, währenddessen beim digitalen Lernen die Zeiten zwar frei wählbar sind, die Lernphasen aber zum Beispiel auch beliebig unterbrochen werden können, obwohl neuere Konzepte versuchen, dies zu verhindern.

Fahrerlaubnisbewerber müssen bei der Bearbeitung digitaler Sequenzen selbst aktiv werden. Vielen Jugendlichen fällt es sehr schwer, sich selbst zu organisieren und zu motivieren, so zumindest ein Ergebnis des Homeschooling in Coronazeiten. Falls der digitale Unterricht zu festen Zeiten stattfindet, entfallen sogar die häufig zitierten Pro-Argumente der freien Zeiteinteilung oder des Wegfalls der „Reisebereitschaft“. Wir dürfen auch auf keinen Fall den Fehler begehen, diverse bewährte Konzepte aus dem Schulbereich als Begründung für die Einführung von E-Learning in der Fahrerlaubnisausbildung herzunehmen. Dies wäre fatal, da Schule ein völlig anders strukturiertes pädagogisches Konzept anwenden kann, da Schüler beispielsweise täglich über ein ganzes Schuljahr oder noch länger miteinander in Kontakt sind.

Fahrerlaubnisbewerber organisieren sich nun mal nicht in sog. Messengergruppen und planen, wer welche Aufgabe bearbeitet, wer sie dann in den Blog überträgt, um sie den anderen Teilnehmern zu präsentieren usw. Außerdem ermöglicht Präsenzunterricht eine unverzichtbare Vertrauensbildung zwischen Fahrlehrer und Fahrschüler, die ihrerseits wiederum Basis für eine effiziente fahrpraktische Ausbildung darstellt. Dies soll jedoch nicht heißen, dass der IDF bei der Theorieausbildung ausschließlich auf traditionelle Vorgehensweisen setzt. Wir favorisieren klassische Präsenzveranstaltungen, die zu einem bestimmten Grad durch digitale Angebote ergänzt werden können.

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